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Seehundbänke in der Nordsee

Seehunde im Wattenmeer

Der Seehund ist bestimmt mit seinen großen Kulleraugen der possierlichste Meeresbewohner, der im Wattenmeer vor unserer Küste lebt. Und die Ausflugsfahrten zu den Seehundbänken in der Nordsee sind für viele Touristen ein richtiges Highlight. Wer schon immer mal Seehunde in ihrer natürlichen Umgebung sehen wollte, kann dies hier in der Nordsee tun. Denn das Wattenmeer ist Lebensraum von Seehunden und Kegelrobben, die hier ihre Jungen zur Welt bringen. 

© Seehundaufzuchtstation Norddeich

Seehund oder Kegelrobbe?

In der Nordsee könnt ihr zwei von weltweit insgesamt 32 Robbenarten beobachten: Die Kegelrobbe und den Seehund. Beide Arten gehören zur Familie der Hundsrobben. Robben sind meist keine besonders sozialen Tiere. Sie brauchen ihren Freiraum und jagen gern allein. Trotzdem kommen sie gelegentlich in Gruppen an Land. Der Körperbau der Robben ist sehr gut an das Leben im Wasser angepasst. Durch die bewegliche Wirbelsäule und die hinteren Schwanzflossen können sich die Tiere im Wasser pfeilschnell fortbewegen. Dickes Fettgewebe schützt die Robben vor Unterkühlung während ihrer Beutezüge durch die Nordsee.

Unterscheiden lassen sich Seehund und Kegelrobbe an der Größe und der Form des Kopfes: Kegelrobben haben einen spitz zulaufenden Kopf und ihre Körper sind größer und massiger als die der Seehunde, deren Kopf eher rundlich geformt ist. Die Kegelrobbe ist das größte, freilebende Raubtier in Deutschland und wird bis zu 2,30 Meter lang. Seehunde sind mit bis zu 1,80 Metern Länge deutlich kleiner.

Rund 9000 Seehunde leben im niedersächsischen Wattenmeer. Seehunde sind Einzelgänger und in großer Anzahl vor allem auf den Seehundbänken im Wattenmeer zu sehen. Dort halten sie gerne einen Mindestabstand zu ihren Nachbarn und vermeiden Berührungen mit ihren Artgenossen.

 

© Lars Wehrmann

Ausflugsfahrten zu den Seehundbänken

Um Seehunde aus nächster Nähe zu beobachten, empfiehlt sich eine Fahrt zu den Seehundbänken mit den Ausflugsschiffen der Reederei Baltrum Linie in Neßmersiel und dem Fahrgastschiff  "Freia" in Dornumersiel. Die Ausflugsschiffe bringen euch so dicht wie möglich an Robbe & Co. heran, ohne dass sie dabei gestört werden. Denn droht ihnen Gefahr, stürzen sich die Seehunde zurück in die Fluten der Nordsee. Während der Fahrt erfahrt ihr Wissenswertes über das Leben der Seehunde, das Wattenmeer und seine zahlreichen weiteren Mitbewohner. 

Robbenalltag im Wattenmeer

Kegelrobben und Seehunde wandern viel im Wasser umher, ihre Beutezüge dauern oft mehrere Tage und führen sie weit in die Nordsee hinaus. Sie ernähren sich von Fischen und Kleinkrebsen. Die Tauchgänge der Seehunde können bis zu 30 Minuten dauern und bis zu 200 Meter tief sein. Kegelrobben tauchen dagegen etwas kürzer (20 Minuten) und nicht ganz so tief (140 Meter). Nach einigen Tagen kehren die Kegelrobben und Seehunde ins Wattenmeer zurück und erholen sich gemeinsam auf den Sandbänken. 

© Babett Ehrt

Stopp! Wenn ihr Seehunden zu nahe kommt, beißen sie.  Auch die Seehundkinder haben schon ein ordentliches Gebiss, da könnt ihr euch gefährliche Bakterien einfangen. 

Maje

Seehund gefunden? Das müsst ihr beachten:

Es ist nicht außergewöhnlich, wenn ihr am Strand auf einen Seehund trefft. Ihr befindet euch schließlich in seinem Schlafzimmer ...  Seehunde werden im Mai/Juni auf den Sandbänken geboren. Seehundbabys können gleich nach der Geburt schwimmen, müssen aber auf den Sandbänken in den ersten Wochen regelmäßig gesäugt werden. Um auf Nahrungssuche zu gehen, lassen Robbenmütter ihre Jungen oft mehrere Stunden an Land allein. Durch lautes Heulen versuchen die Jungen ihre Mutter wieder zurückzuholen. Ein einzelner Heuler (so heißen die verwaisten Seehundbabys) am Strand ist i. d. R. aber nicht auf Hilfe angewiesen. Meist kehrt die Mutter nach einiger Zeit wieder zurück. Normalerweise benötigen Jungtiere nur zu dieser Zeit und nur dann unsere HIlfe, wenn sie dauerhaft von der Mutter getrennt wurden. Um schnellstmöglich handeln zu können, ruft direkt die Seehundaufzuchtstationin Norddeich an: Tel. 04931-973330. 

© Seehundaufzuchtstation Norddeich
© Seehundaufzuchtstation Norddeich

Was tun, wenn ihr einen verlassen Heuler findet?

Beim Fund eines allein liegenden Seehundbabys oder Jungtiers solltet ihr unbedingt folgendes beachten:

Juni bis August

Verhalten beim Fund eines verwaisten Seehundbabys (Heulers):

  • Abstand halten (300 m).
  • Nicht anfassen!
  • Fundort verlassen, damit die Mutter ggf. Kontakt zum Jungtier aufnehmen kann.
  • Das Tier muss nicht bewacht werden.
  • Im Notfall meldet den Fund unter Tel. 04931 - 973330.
  • Die MitarbeiterInnen prüfen, ob es sich um einen Heuler handelt.

September bis Mai

Verhalten beim Fund eines Seehund-Jungtieres:

  • Abstand halten (300 m).
  • Nicht anfassen!
  • Fundort verlassen.
  • Es handelt sich um selbständige Tiere, die keine Mutter mehr brauchen, sondern nur Ruhe benötigen.
  • Zu 99% sind die Tiere unter Kontrolle (die nicht dauerhafte Bewachung vor Ort bedeutet).
  • Meldet das Tier nur, wenn es offensichtlich Verletzungen hat, unter Tel. 04931 - 973330.

7 + 1 Fakten, die du vielleicht noch nicht über Seehunde und Kegelrobben wußtest.

Wusstest du, dass ...

... Robben Krankheiten an Hunde übertragen?

Hunde stellen eine potentielle Gefahr für Robben dar. Im schlimmsten Falle reagieren diese mit Aggression und beißen zu. Außerdem ist bekannt, dass Krankheiten, wie zum Beispiel die Staupe, von Robben auf Hunde und umgekehrt übertragen werden können. Auch Kadaver können mithin eine Gefahr für Hunde darstellen. Daher ist es sehr wichtig, dass jeder Hund genügend Abstand zu den Robben hält und an der Leine geführt wird.

... Robben an Land und unter Wasser schlafen können?

Robben lieben es, auf der faulen Haut zu liegen und sich nach einer anstrengenden Jagd auszuruhen. Da sie teilweise weit hinaus aufs Meer schwimmen, haben sie es sich zu Nutze gemacht, auch unter Wasser schlafen zu können. Dabei werden die Nasen und Ohren dicht verschlossen, sodass kein Wasser eindringen kann. So können sie bis zu 30 Minuten unter Wasser schlafen. Damit sie sich auch an Land ausruhen und entspannen können, ist ein Mindestabstand von 100 m Pflicht (Gesetz zum Schutz von Meeressäugetieren 1972).

... Robben meist auf dem Rücken schwimmen?

Da ihre Augen nach oben ausgerichtet sind, bevorzugen es die meisten Robben, auf dem Rücken zu schwimmen. Während sich an der Wasseroberfläche meistens nicht so viel Spannendes abspielt, können sie so den Meeresboden nach potentieller Nahrung absuchen.

... Robben schneller sind als es auf den ersten Blick scheint?

Obwohl sich Robben sehr langsam und träge am Strand fortbewegen, sollte man ihre Schnelligkeit nicht unterschätzen. Aus dem Nichts heraus können sie ohne weitere Anzeichen zuschnappen oder auf einen zukommen. Wer ihnen den Rücken zudreht, könnte dabei schnell in die Bredouille geraten. Deswegen ist es enorm wichtig, genügend Abstand zu halten (mind. 100 m) und auch auszuweichen, falls die Tiere auf einen zukommen.

... Robbenmütter ihre Jungtiere am Geruch erkennen können?

Der Geruchssinn der Robben ist sehr gut entwickelt und spielt eine enorm wichtige Rolle in der MutterKind-Beziehung. Durch den einzigartigen Geruch einer jeden Robbe können Muttertiere ihre Jungen wiedererkennen. Dies ist einer der Gründe, warum aufgefundene Tiere niemals angefasst werden dürfen. Sobald dieses nach Mensch riecht, kann das Muttertier ihr eigenes Jungtier nicht mehr erkennen und lässt es zurück. Jungtiere mögen es außerdem nicht, angefasst zu werden und wehren sich mit Bissen. Daher bitte Abstand halten.

... Schnurrbarthaare beim Jagen helfen?r

Die Schnurrbarthaare (Vibrissen) sind ein sehr empfindliches Tastorgan. An ihnen sitzen zahlreiche Nervenenden, die es den Robben ermöglichen, sich auch im dunkelsten Wasser orientieren zu können. Die kleinsten Wasserverwirbelungen, ausgelöst durch sich bewegende Fische, können so aufgespürt werden. Selbst blinde Tiere können sich damit weiterhin orientieren und ihre Nahrung finden.

... Robben sehr gut hören können?

Die äußere Ohrmuschel hat sich im Laufe der Entwicklung bei den Hundsrobben zurückgebildet. Die Ohröffnung kann mittels eines Muskels im Wasser geöffnet werden und verschließt automatisch. Vermutlich entsprechen die Hörfähigkeiten von Seehunden an Land denen des Menschen, während sie unter Wasser besser hören. Menschen können Frequenzen zwischen 0,2 und 20 kHz wahrnehmen, während Seehunde zwischen 0,5 und 40 kHz das beste Hörvermögen aufweisen.

... Jungtiere bis zu 800 g pro Tag zunehmen können?

Seehundebabies kommen mit einem Gewicht von 7 bis 10 kg zur Welt und können dank ihres wasserabweisenden Fells und der großen Flossen direkt mit dem Muttertier mitschwimmen. Während der Säugezeit von ungefähr 4 Wochen nehmen die Jungtiere bis zu 800 Gramm pro Tag zu, was dank der extrem fetthaltigen Milch (ca. 45 % Fett) möglich ist.